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Politik und Debatte Online oder offline: Die Vielfalt aktivistischer Protestbewegungen

Ob klassischer Aktivismus oder politischer Protest in sozialen Medien: In dieser Podcastfolge sprechen wir mit einer jungen Aktivistin, einem Foto- und Videojournalist und einem Mitarbeiter der Humboldt-Uni über Aktivismus im Internet, Filterblasen und Auswirkungen der Corona-Pandemie.


Worum geht es in dieser Podcast-Folge?

Der Journalist Jannis Große und der wissenschaftliche Mitarbeiter Daniel Stämmler erzählen davon, dass sie sich schon im frühen Alter leidenschaftlich gerne mit gesellschaftspolitischen Fragen auseinandergesetzt haben und sich noch heute im Rahmen ihres Berufsalltags mit dem Aktivismus und politischen Protestbewegungen beschäftigen. Im Gegensatz zu ihnen ist die 17-jährige Abiturientin Marlene mitten unter den AktivistenInnen und engagiert sich aktiv in der Fridays for Future Ortsgruppe Peine. Im Podcast erzählt sie von ihren persönlichen Beweggründen und wie klassischen Proteste organisiert werden.

Mit ihrem politischen Engagement steht Marlene nicht alleine da. Immer mehr junge AktivistInnen kämpfen für ihre Anliegen. Daniel Stämmler erklärt uns, dass dieses Phänomen damit zusammenhängt, dass wir in einer sogenannten Bewegungsgesellschaft leben, in der es zunehmend normaler und wichtiger geworden ist, zu protestieren - nicht nur auf den Straßen, sondern heutzutage vor allem auch online. Soziale Netzwerke sind ein nützliches Tool für den klassischen Aktivismus und mittlerweile haben sich darüber hinaus ganz eigene Formen des Online-Aktivismus, wie der sogenannte Hashtag-Aktivismus, herausgebildet. Als bekannte Bewegungen nennt Daniel Stämmler #metoo, oder #blacklivesmatter. Für ihn hat vor allem die Plattform Twitter eine hohe Relevanz, um sich eine gewisse Diskursmacht im Netz zu verschaffen.

Wir werfen im weiteren Verlauf einen kritischen Blick auf diese neue Form des Aktivismus und fragen, wie wirksam Hashtag- bzw. Online-Aktivismus am Ende wirklich sein kann und ob diese Art von Protest wirklich aktivistisch und politisch motiviert ist, oder jeder ohne große Mühe partizipieren kann? Jannis Große bezweifelt, dass der Online-Aktivismus wirklich Veränderungen herbeiführen kann und glaubt auch, dass sich durch das Selbstläufer-Prinzip dieser Bewegungen viele Menschen beteiligen, die ansonsten eher weniger aktivistisch tätig sind. Für ihn birgt der Online-Aktivismus immer auch die Gefahr, dass aus dem eigentlichen Ursprungsgedanken etwas Neues entsteht und das sich die Menschen zunehmend in sogenannten Filterblasen aufhalten. Laut Daniel Stämmler kann der Online-Aktivismus jedoch auch ein Einstiegtor für Menschen sein, sich überhaupt erstmal für ein politisches Thema zu begeistern.

Außerdem kristallisiert sich heraus, dass unsere GesprächspartnerInnen der Überzeugung sind, dass es ein Zusammenspiel aus Online- und Offline-Protest braucht, um etwas bewirken zu können. Daniel Stämmler und Marlene erzählen, dass es aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie vor allem für die klassischen Bewegungen wie Fridays For Future schwer geworden ist, weiterhin eine große Wirkung zu erzielen. Jannis Große beobachtet mit großer Sorge, wie gerade aufgrund der Pandemie, neue Protestbewegungen wie die Querdenker erstarken, die sich gegen die vorgeschriebenen Auflagen der Regierung zur Wehr setzen.

Trotz der aktuellen Hürden lohne es sich weiterhin am Aktivismus festzuhalten. Für Jannis Große sind es vor allem die vielen kleinen Gänsehautmomente auf den Protestbewegungen, die den Aktivismus so besonders machen würden.